Arbeitskreis Wasserpflanzen e.V. – Regionalgruppe Bayern-Süd






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16. Januar 2016



Ohne Moos nix los! Diskussion und Erfahrungsaustausch

von Stephan Mitschik

Am 16. Januar 2016 begrüßte Claus-Dieter Junge rund 20 Wasserpflanzenfreunde zum ersten Treffen des Arbeitskreises Wasserpflanzen. Der Leiter der Regionalgruppe Bayern-Süd im VDA wies die in der Estinger Gaststätte „Amperlust“ Anwesenden darauf hin, dass die Regionalgruppe bereits seit 19 Jahren besteht, und somit nächstes Jahr das 20-jährige Bestehen gefeiert werden darf. Zudem bedauerte Junge, dass aufgrund von drei Absagen von bereits geplanten Referenten diese Jahr kein Flyer wie sonst gedruckt werden konnte. Nur das Programm für Oktober und das Thema des heutigen Januar-Treffens steht fest.

Mit einem Referenten aus den eigenen Reihen, Jörg Corell, als Moderator begann dann die Diskussion und der Erfahrungsaustausch zum Thema „Ohne Moos nix los. Die Verwendung von Moosen in der Aquaristik“.

Einführung: allgemeines über Moose

Zunächst stellte Jorg Corell in einem kurzen Vortrag die Welt der Moose vor. Sie gehören zu den urtümlichsten Pflanzen, die vor ca. 450 Millionen Jahren aus den Grünalgen hervorgegangen sind. Heute kennt man etwa 16 000 Arten, wobei keine natürlichen Verwandtschaftsgruppen bestehen. Sie werden in drei große Abteilungen eingeteilt: die Horn- Leber- und Laubmoose, wobei die beiden letztgenannten Gruppen in der Aquaristik Verwendung finden. Laubmoose sind mit ungefähr 10 000 Arten am häufigsten vertreten, gefolgt von den Lebermoosen mit 6 000 Arten. Die Hornmoose stellen mit 100 Arten die kleinste Gruppe dar. Das Online-Wasserpflanzen-Portal flowgrow (Aquasabi) hat mehr als 40 Moosarten aufgelistet, die für Aquarianer interessant sind.

Aufgrund ihrer feinen Verzweigungen ist die Oberfläche von Moosen sehr groß, weshalb sie Nährstoffe wie Kalium, Calcium oder Magnesium über ihre Blätter aufnehmen. Den meisten Moosarten fehlen Leitgewebe, wie sie bei den höheren Pflanzen vorkommen. Deshalb sind Moose auf feuchte beziehungsweise periodisch feuchte Umgebungen angewiesen. Gegen die Austrocknung haben sie zudem eine leichte Wachsschicht entwickelt, die das Entweichen von aufgenommenem Wasser verhindert. Zudem begünstigt die Wachsschicht die Reproduktion der Moose, da die begeißelte männliche Samenzelle zur weiblichen Samenzelle schwimmen muss. Die dominierende Vermehrung der Moose geschieht jedoch über Sporen, die sich zu einer vielzelligen Moospflanze entwickeln. Moose blühen nicht, sie bilden Sporenkapseln (Sporophyten) aus, wobei aus den Sporen über eine Zwischenstufe, dem Protonema, dann männliche und weibliche Pflanzen entstehen.

Diskussion

Die nach dieser allgemeinen Einführung über Moose stattfindende Diskussion beginnt mit einer Aufzählung der in der Aquaristik verwendeten Arten. Den Besuchern des Treffens fallen dazu zahlreiche Arten ein: Vesicularia, Fissidens-Arten, Ricchia, Stringi-Moos, Chrismas-Moos, Barbula convoluta, Monoselenium tenerum, Flame-Moos, sowie Fontinalis, das gewöhnliche Quellmoos werden genannt. Ein Teilnehmer wirft die Frage auf, ob sich Moose auch für Wabi-Kusas eignen, jener japanischen Kunst zur Verwertung von übriggebliebenen Pflanzen, die letztes Jahr an gleicher Stelle das Thema eines Treffens in Verbindung mit einem Workshop war. Die Antwort von einem Wabi-Kusa-Experten in der Runde war: ja, denn es reicht eine feuchte Umgebung, die sich mit Moos auf porösem Gestein wie Tuff gut als Mikroatmosphäre herstellen lässt.

Aquascaping

Jörg Corell als Diskussionsleiter stellt die Frage nach der Verwendung von Moosen als Element des Aquascapings in den Raum, das in der letzten Zeit sich steigender Beliebtheit erfreut. Hierzu kommen auch mehrere Vorschläge aus der Runde: Aufbinden von Moosen auf Steine oder Wurzeln mit Hilfe von Garn stellt genauso eine Möglichkeit dar, schöne Effekte zu erzielen, wie auch die Verwendung eines Drahtgeflechts. Die Wasserpflanzen-und Aquascaping-Expertin Claudia Hary verweist noch auf eine weitere Möglichkeit: Bei Moosen, die keine Wurzeln bilden, kann man diese auch auf Dekoelemente kleben. Dazu gibt es im Handel einen speziellen wasserfesten Sekundenkleber. Manche Moose, wie zum Beispiel Ricchia benötigen keine Befestigung, sondern bilden Polster oder Kugeln aus, die durch das Aquarium fluten.

Wie die Moose selbst sind auch deren Bezugsquellen heutzutage vielfältig. Über Online-Anbieter sind die Pflanzen ebenso gut zu beziehen wie direkt über den Handel eines Zoo-Fachgeschäfts.

Verwachsung von Moosen und „falsche Moose“

Hat man mehrere ähnliche Moose in einem Aquarium, kann es vorkommen, dass die Moose miteinander verwachsen. Um zu verhindern, dass man zur nächsten Börse oder zum nächsten AKW-Treffen Moosmix spec.“ mitbringen muss, empfiehlt es sich, die Moose in verschiedenen Aquarien getrennt einzupflanzen, so die Expertin Claudia Hary.

Auch „falsche Moose“ erfreuen sich in der Aquaristik als Hingucker großer Beliebtheit. Die „Mooskugel“ Cladophora aegagrophila besteht eigentlich aus zu einer Kugel geformten Fadenalgen und der Farn Lomariopsis lineata wird auch gerne als Moos klassifiziert.

Lichtbedarf

Früher galt die Faustregel 0,5 W/l als aussagekräftig für den Bedarf an Licht für Pflanzen. Aufgrund der Einführung von LEDs ist heute die Ermittlung des Lichtbedarfs nicht mehr so einfach, und es bedarf noch längerer Erprobungsphasen von unterschiedlichen Beleuchtungen, um genauere Auskünfte geben zu können. Generell lässt sich aber feststellen, dass Lebermoose viel Licht benötigen, während es zum Beispiel beim Javamoos auch recht dunkel sein darf. Die Erfahrungen der Wasserpflanzenfreunde waren diesbezüglich auch sehr verschieden.

Vermehrung und Wachstumsrate, Wuchsformen

Bestimmte Moosarten wie Javamoos neigen dazu zu wuchern und müssen regelmäßig zurückgeschnitten werden. Verändern sich jedoch die Bedingungen im Wasser kann es auch zu Stagnation kommen. Das Korallenmoos Riccardia wächst am besten bei Zugabe von NO3-Dünger. Die Wuchsformen können, wie bereits weiter oben beschrieben als Polster oder flutend vorkommen, gezielt aufgebunden werden oder zwischen Steinen und Wurzeln in Spalten gesteckt wachsen.

Nach Beendigung der Diskussion bekam Diskussionsleiter Jörg Corell von Claus-Dieter Junge ein Schreibset als Dankeschön überreicht.

Pflanzenlotto

Nach der sehr angeregten und interessanten Diskussion gab es zum Abschluss noch das Pflanzenlotto, das diesmal ganz im Zeichen von Moosen stand. Die meisten dieser Pflanzen wurden von Claudia Hary gespendet, es gab aber noch einige weitere Wasserpflanzen, sowie Düngerproben und weitere nützliche Utensilien zur Wasserpflanzenpflege. Vielen Dank an Jörg Corell für die Einführung in die Welt der Moose und die Diskussionsführung!