Aqua Planta 04/2015
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Aqua Planta 03/2015
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18. Juli 2015
Aquatische Carnivoren – vorgestellt von Dr. Andreas Fleischmann
von Stephan Mitschik
Claus-Dieter Junge begrüßt am 18.07.2015 die Besucher des dritten diesjährigen Treffens des Arbeitskreises Wasserpflanzen Region Bayern-Süd in der Gaststätte „Amperlust“ in Esting. Er macht dabei noch einmal auf das Jahrestreffen des Arbeitskreises vom 2. bis 4. Oktober in Dessau aufmerksam. Der Anmeldeschluss ist hier der 21. August. Desweiteren heißt Junge den Referenten des Treffens, Dr. Andreas Fleischmann, herzlich willkommen, der uns die Welt der aquatischen Karnivoren aus einem wissenschaftlichen Blickwinkel näherbringen möchte. Der Referent aus Landsberg am Lech weist zunächst darauf hin, dass die im Vortrag verwendeten Fotos aus der Natur, sowie aus Kultur stammen, wobei aquatische fleischfressende Pflanzen sehr schwierig zu kultivieren sind. Weltweit gibt es rund 800 fleischfressende Pflanzenarten, wovon zum Beispiel der Sonnentau, der Wasserschlauch, das Fettkraut, sowie die Venusfliegenfalle die bekanntesten sind. Anders verhält es sich mit den aquatischen Formen dieser außergewöhnlichen Pflanzen. Die Familie der Droseraceae der Sonnentaugewächse, zu der auch die Venusfliegenfalle Dionea und die Wasserfalle Aldrovanda gehört, umfasst 250 Arten. Ihnen gemeinsam ist die Fähigkeit, durch Einsaugen oder schnellem Zuklappen ihre Beute zu fangen. Anhand von Schaubildern macht Dr. Fleischmann den interessierten Zuhörern deutlich, wie sich diese Klappfallen aus primitiven Blättern mit sekretorischen Drüsen in der Evolution entwickelt haben könnten.
Aldrovanda
Zunächst geht der Referent auf die Gattung Aldrovanda, der aquatischen Schwester der Venusfliegenfalle, ein. Sie wächst bei einer Temperatur von 35°C bis zu 1 cm pro Tag, bevorzugt allerdings nährstoffarmes Wasser, das keine Fadenalgen enthält. Sie ist nicht winterfest, ihre Verbreitung erfolgt durch den Zugvögel. Die an den Blättern befindlichen Borste dienen als Abstandshalter, um nicht leer zuzuschnappen. Berührt ein Beutetier, zum Beispiel eine Mückenpuppe die Borsten einmal, schnappt die Falle zu, und die Beute wird durch Sekrete der an den Blättern befindlichen Drüsen verdaut.
Utricularia
Im Folgenden geht Dr. Fleischmann auf die Familie der Utricularia, der Wasserschlauchgewächse, ein. Sie gehören zur Ordnung der Lamiales, der Lippenblütenartigen. Weltweit gibt es 240 Arten von Utricularia, wobei in Europa und auch in Bayern sieben davon existieren. 10 Prozent der Utricularia-Arten sind aquatisch, sie kommen meistens terrestrisch aber auch epiphytisch vor. Diese Pflanzen besitzen keine Blätter, sondern Fangblasen, die als Saugfallen fungieren. Berührt eine Beute, das vor der Klappe befindliche Sinneshärchen, öffnet sich die Klappe, und durch den Unterdruck in der Fangblase wird die Beute mitsamt dem Wasser eingesaugt. Dabei wendet die Pflanze auch Mimikry, das heißt sie imitiert ihre Beute, zum Beispiel eine Daphnie. So wird die Beute angelockt, und kommt sie der Fangblase zu nahe, wird sie eingesaugt. Durch Sekretionsdrüsen im inneren der Blase wird die Beute dann verdaut. Faszinierend sind auch Utricularia, die in Venezuela in den Tafelbergen epiphytisch in Bromelien wachsen. Hier entwickelt die Pflanze sowohl große als auch kleine Fallen, denn die Beutetiere sind hier in unterschiedlichsten Größen vorzufinden. So bevölkern auch die Kaulquappen von Pfeilgiftfröschen diese Mikroteiche im Zentrum der Bromelie, und dienen somit auch den Pflanzen als Nahrungsquelle. Überhaupt sind Wasserschläuche überall da zu finden, wo auch nur die kleinsten tropfenartigen Wasserstellen an Pflanzen existieren. Schließlich hat Utricularia noch einen Rekord aufzuweisen: sie besitzt die Art mit der kleinsten vollständigen Blüte unter den Bedecktsamern, U. simmonsii. Sie misst nur etwa einen halben bis einen Millimeter im Durchmesser und wurde 2008 im Northern Territory in Australien gefunden.
Genlisea
Zum Schluss seines Vortrags geht Dr. Fleischmann noch auf die Gattung Genlisea ein, die eine gegenüber den bisher vorgestellten aquatischen Carnivoren in der Evolution noch weitergehende Spezialisierung entwickelt hat: die Reusenfalle. Die Pflanze hat dimorphe Blätter: die carnivoren Rhizophylle und die photosynthetischen Blätter. Sie benötigt zum Fangen von Beute immer fließendes Wasser, ist also häufig an Quellaustritten zu finden. Zu ihrer Beute gehören Nematoden, Milben aber auch Protozoen. Die Beute kann sich bei dieser Pflanze nur in eine Richtung bewegen, und die geht Richtung Magen. Dieser ist mit besonders vielen sekretorischen Drüsen ausgestattet, und verdaut die Beute. Hier wurden Crustaceen, Algen, aber auch Amöben gefunden. Was die Verbreitung und die Habitate anbelangt, ist Genlisea auch sehr vielfältig aufgestellt. Man findet sie sowohl auf den Inselbergen in Guinea, als auch in vielen Gebieten Mittel- und Südamerikas, sowie in Afrika, die saisonal nass sind beziehungsweise auch auf Quarzsand- oder eisenhaltigen Gesteinskrusten. Sie ist auch häufig mit Sphagnum-Moospolstern vergesellschaftet.
Pflanzenlotto
Nach diesem hochinteressanten und wissenschaftlich fundierten Vortrag gab es wieder eine Versteigerung von Cryptocoryne blasii, sowie das obligatorische Pflanzenlotto mit vielen Wasserpflanzen, aber auch den dazugehörenden Pflegeprodukten.
Vielen Dank an Dr. Andreas Fleischmann für den tollen Vortrag!
Aqua Planta 02/2015
Inhalt
Alexander Grigorov | Island, das raue Paradies |
Barbara Pachner | Lebenslänglich: Cryptocoryne affinis |
Christel Kasselmann | Aquascaping 2015 in Hannover |
Günter Oberjatzas & Sven Ploeger | Literaturbesprechungen |
Kontakte | |
Reinhard Boeck | Termine der Regionalgruppen |
Jahrestreffen 2015 des VDA Arbeitskreises Wasserpflanzen |
25. April 2015
Karl Rössle: Gartenteich aus meiner Sicht
von Stephan Mitschik
Zum zweiten Mal im Jahr 2015 versammelten sich am 25. April Freunde und Interessierte an Themen rund um Wasserpflanzen im Vereinslokal „Amperlust“ in Esting, um den Vortrag von Karl Rössle aus Olching. Claus-Dieter Junge begrüßt in seiner Funktion als Vorsitzender des Arbeitskreises Wasserpflanzen Bayern-Süd alle Anwesenden, sowie den Referenten des Tages, Karl Rössle, zum April-Treffen. Im Rückblick auf das letzte Treffen im Januar ging Junge nochmals auf das Thema „Wabi-Kusa“ ein. Dazu hatte er sein eingerichtetes Wabi-Kusa mitgebracht, das sich sehr schön eingewachsen präsentierte. Desweiteren ging der Arbeitskreis-Vorsitzende auf die bevorstehenden Veranstaltungen des VDA und des Arbeitskreises Wasserpflanzen ein. Das Jahrestreffen des Arbeitskreises findet diesmal vom 2. bis 4. Oktober im Kornhaus Dessau statt. Das Programm wird in der neuen Aqua Planta erscheinen. Stolz konnte Claus-Dieter Junge den Beitritt des neuen Mitglieds Walter Pakulat verkünden. Zum Abschluss der einleitenden Worte las Junge noch die letzte Aufforderung zur Teilnahme am VDA-Bundeskongress vom 15. bis 17. Mai in Braunschweig vor.
Der Vortrag
Noch während des Pflanzenlottos lange nach dem Vortrag sind hier und da angeregte Diskussionen über das eben Gesehene zu hören.
Was war passiert?
Schon bald nach Beginn des Vortrags wird allen Anwesenden klar: hier handelt es sich weniger um einen normalen Gartenteich, als eher um einen Hochgebirgsteich im Garten. Und nicht nur einen. Wie sich während des Berichts über die letzten fast vierzig Jahre herausstellt, hat Karl Rössle den Garten der Gemeinschaftwohnanlage auf einer Fläche von rund 250 m2 in eine vielfältige Moor-, Sumpf- und Steingartenanlage verwandelt, in deren Zentrum zwei Teiche stehen.
Der erste Teich stellt eine Besonderheit dar. Er ist, nicht besonders tief, sodass während des Sommers der Wasserspielgel auf bis zu 10 cm abnimmt. Das hat zur Folge, dass Sumpfpflanzen und Steingartenpflanzen wachsen. Am Ende der Saison wird der Teich wieder aufgefüllt. An seinen Ufern wachsen keine einheimischen Pflanzen, sondern zum Teil Raritäten aus aller Welt. Dennoch sind hier auch Mehlprimeln, Knabenkraut, Glockenblume, Frauenschuh, Iris, Fettkraut und Sumpfherzblatt anzutreffen.
Über 30 Jahre hat Karl Rössle seit 1976 den Garten umgebaut und weiter verfeinert. Mithilfe von Steinen, die er selbst in den Bergen gesammelt hat, und gekauften Exemplaren, die bis zu drei Tonnen schwer sind, sowie vielen Wurzeln, die bis zu 3 Metern lang sind, baute und verschönerte er „seinen“ Garten. Sogar ein Findling ist in seinem Garten anzutreffen.
Schon bald folgte auf den ersten Teich ein zweiter zehn Meter lang und eineinhalb Meter tief. Aufgrund der besonderen Anordnung von 16 Steinen, bietet sich die Anlage eines Wasserlaufs über 5 Meter Höhendifferenz an. Dazu legt Rössle zunächst eine Verschalung an, schließlich mit Beton ausgeformt wird. Über einen umgestülpten Eimer entsteht in diesem Teich eine Insel, die zusätzlich ein Highlight darstellt. Hier wachsen Asplenium trichomanes, Simsenlilie, einzelne Gumpen mit Schaumkraut sind zu sehen. Auf der Insel wächst Dactylorhiza purpurea.
Gefühlt unendlich reihen sich Fotos von kanadischem Blutwurz, nordamerikanischer Waldlilie, schöpfiger Teufelskralle, Zwergollgras, Wasseraloe, Steinen mit Flechten. Neben Zwerritterspornen wachsen hier auch Glockenblumen mit 4-5 cm großen Blüten, kleine Gehölze, und einheimischer Seidelbast. Ein Hobby von Rössle ist der Frauenschuh. Entsprechend groß ist hier auch die Vielfalt der Blüten an Farben und Formen.
Natürlich ist es nicht nur die perfekte Anlage, die die Zuschauer begeistert. Gefahr droht durch Amseln, die aus dem Moor Material zum Nestbau sammeln, aber auch das herunterfallende Laub, und Nadeln von den Bäumen muss regelmäßig entfernt werden. Dazu kommen die unterschiedlichen Substrate für die vielen verschiedenen Pflanzen, die angesetzt, die Dünger, die speziell gemischt werden müssen.
RESPEKT FÜR DIESE LEISTUNG!!!
Traditionell findet nach dem Vortrag das Pflanzenlotto statt, bei dem wieder zahlreiche Wasserpflanzen und Pflegezubehör zur Verlosung bereitstehen. Zweimal wird das Lotto durch eine Versteigerung von Cryptocoryne blasii unterbrochen. Die erste Pflanze geht nach dem Anfangsgebot von 0,10 € für schließlich 9,50 € an unser Neumitglied, bei der zweiten Versteigerung erreichen wir nach anfänglich 0,20 € für den glücklichen Gewinner 7,00 €.
Zum Abschluss der Veranstaltung in Esting macht Claus-Dieter Junge alle Anwesenden auf den neuen Mitgliedsantrag aufmerksam mit der Message: neue Mitglieder gesucht!